75 Jahre Wiedergründung des SPD-Ortsvereins Kösching am 09. November 1946

1. Vorsitzender Julian Krenig 1946

Der 09. November ist ein äußerst geschichtsträchtiges Datum. 1918 die Ausrufung der Republik, 1923 der Hitler-Putsch, 1938 die Reichsprogromnacht, 1989 der Fall der Mauer und eben auch 1946, als sich der SPD-Ortsverein erneut gründete. Vor 75 Jahren trafen sich zwölf SPDler im Bachbräu, heute Pizzeria Piazetta und gründeten die SPD Kösching neu. Vorsitzender wurde Julius Krenig. Sein Stellvertreter war Thomas Ferstl sen.

Vor fünf Jahren wurde aus diesem Grund eine Gedenktafel an dem Haus enthüllt. Die Inschrift lautet: "Hier braute bis 1914 der Bachbräu. Seine Wirtschaft war seit 1919 Stammlokal der Köschinger Sozialdemokratie. Hier wurde am 09. November 1946 der Ortsverein der SPD wiedergegründet und im Juli 1947 die Arbeiterwohlfahrt Kösching ins Leben gerufen." 2019 feierte der Ortsverein sein 100-Jähriges Bestehen mit vielen Veranstaltungen und einem Festakt natürlich am 09. November. Festredner damals war Kevin Kühnert. Aus diesem Grund und wegen Corona wird das 75-Jährige heuer nicht groß gefeiert. "Vergessen werden soll es allerdings nicht", so Vorsitzender Dieter Betz. "Wir blicken auf die Vergangenheit, um daraus für die Zukunft zu lernen. Seit Generationen engagieren sich Menschen aus unserem Ortsverein in Vereinen, Verbänden, sozialen Einrichtungen und im Gemeinderat, an der Spitze die Bürgermeister Melchior Mayerhofer, Karl Dollinger, Siegfried Betz und Andrea Ernhofer. Ohne diese haupt- und ehrenamtliche Arbeit wäre unsere heutige moderne Gemeinde nicht vorstellbar. Dabei stand und stehen die Bürger im Mittelpunkt. Die Schaffung eines gerechten Ausgleichs, oftmals widerstrebender Interessen, bleibt das Ziel auch für die Zukunft", so Betz.

Die Geschichte: Am 27. April 1945 trafen amerikanische Truppen in Kösching ein. Am 17. Oktober 1945 trat dann der eingesetzte Bürgermeister Simon Diepold zurück und es wurde der Maurer Melchior Mayerhofer eingesetzt. Am 27. Januar 1946 fand die erste Kommunalwahl nach dem Krieg statt. Als Gemeinderäte für die SPD wurden Melchior Mayerhofer, Josef Meier, Rupert Ried und Oskar Roth gewählt. Die SPD erhielt 444 Stimmen, KPD 136 Stimmen und die CSU 524 Stimmen. Da keiner der Bürgermeisterkandidaten Melchior Mayerhofer (SPD), Richard Scheringer (KPD) und Max Mayer (CSU) eine Mehrheit erhielt, kam der Gemeinderat am 31. Januar 1946 zusammen. Dabei bekam Melchior Mayerhofer 8 von 9 Stimmen. Am 9. November 1946 gründeten 12 SPD-Mitglieder den Ortsverein Kösching und wählten Julius Krenig zu ihrem Ersten Vorsitzenden. Sein Stellvertreter wurde Thomas Ferstl sen., Schriftführer und Flüchtlingsbeauftragter Erich Melzer, die Kasse führte Johann Sterzl. Insgesamt hatte der Ortsverein 18 Mitglieder. Weitere Vorsitzende der SPD in Kösching waren bis 1952 Josef Meier und Hugo Schattauer. Bei den Gemeinderatswahlen 1948 wurden Thomas Ferstl sen., Melchior Mayerhofer, Josef Meier und Erich Melzer gewählt. In Kösching begann 1952 eine neue Ära im Ortsverein. Mit der Wahl von Thomas Ferstl sen. zum Vorsitzenden der Partei ging es spürbar aufwärts. 1956 tauchte mit Karl Dollinger ein weiterer Name auf, der mehr als zwei Jahrzehnte die Politik in Kösching maßgeblich bestimmte. 1956 wurde er in den Gemeinderat und bereits 1960 zum Ersten Bürgermeister der Marktgemeinde gewählt. Er blieb es bis 1984, wobei er nie das SPD-Parteibuch besaß. Die SPD hatte ab diesem Zeitpunkt mit 10 von 16 Sitzen die absolute Mehrheit im Gemeinderat, welche bis 1996 verteidigt werden konnte. Die Gebietsreform 1972 brachte die Orte Bettbrunn und Kasing zu Kösching. Auch im Gemeinderat waren die beiden Ortschaften schnell sozialdemokratisch vertreten durch Andreas Uttlinger für Bettbrunn, Josef Haas, Josef Zacherl und Rudolf Pasurka jeweils für Kasing. 1973 wurde im Gasthaus Amberger die Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten im SPD-Kreisverband Donau-Altmühl neu gewählt, Juso-Kreisvorsitzender wurde Siegfried Betz. 1978 wurde mit Inge Irtenkauf die erste Frau und Sozialdemokratin in den Köschinger Gemeinderat gewählt. Auch ein großer Wandel in der Geschichte des SPD-Ortsvereins trat in den achtziger Jahren ein, der sogenannte „Generationenwechsel“ wurde notwendig. Bürgermeister Karl Dollinger kandidierte aus Altersgründen nach 24 Jahren nicht mehr für das Amt des Bürgermeisters. Im Oktober 1983 wählten die Köschinger Sozialdemokraten deshalb Siegfried Betz, den damals 41-jährigen Kämmerer der Marktgemeinde, zum Bürgermeisterkandidaten. Mit ihm verteidigte die SPD 1984 das Amt des Bürgermeisters und die Mehrheit im Gemeinderat. Die folgende Zeit brachte für die Gemeinde viele Neuerungen. Erinnert werden muss dabei an die Innerortssanierung, die Totalrenovierung von Kloster und Rathaus, die das Gesicht des Marktes bis heute prägen, die Sanierung der Kindergärten, die Freibaderweiterung, die Ausweisung neuer Baugebiete, den Bau der Mehrzweckhalle und vieles mehr. Auch im SPD-Ortsverein tat sich einiges. Nach 33 Jahren als Erster Vorsitzender trat Thomas Ferstl sen. nicht wieder an. Mit nur 31 Jahren übernahm 1985 Norbert Kniselies die Geschicke des Ortsvereins, eine neue Zeit war angebrochen. Der Ortsverein wuchs in den achtziger Jahren auf 160 Mitglieder an. Bereits am 1. November 1984 hatte sich eine erste Arbeitsgemeinschaft im Ortsverein gebildet. Im Gewerkschaftsheim trafen sich Dieter Betz, Franz Betz, Manfred Hofweber, Norbert Kniselies und Willy Wriggers und gründeten die Jungsozialisten Kösching. Am 16. Oktober 1989 gründete dann Mirjana Hamberger die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) und blieb deren Vorsitzende bis 1995. Seitdem leitet Annemarie Pietzonka die Geschicke der Köschinger SPD-Frauen. 1994 gründete Rudolf Ullinger die Arbeitsgemeinschaft 60plus und gab damit den Seniorinnen und Senioren ein eigenes Forum. Am 18. März 1994 veranstaltete der SPD-Ortsverein sein erstes Starkbierfest in der Ambergerhalle. Gastrednerin war Landesvorsitzende Renate Schmidt. In den Folgejahren brachten die Starkbierfeste so ziemlich alle bekannten Namen der Sozialdemokratie nach Kösching. Darunter Rudolf Scharping, Kurt Beck, Regine Hildebrandt, Franz Müntefering, Hubertus Heil, Otto Schily, Christian Ude, Dieter Reiter und Manuela Schwesig. Das absolute Highlight war am 9. August 2005 der Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die neunziger Jahre brachten dem Ortsverein einen starken Schub an Mitgliedern. In den Jahren 1996 bis 2002 wurden mehr als 100 neue Mitglieder für den Ortsverein geworben. So kam es, dass 1999 der Ortsverein erstmals mehr als 200 Mitglieder hatte, in der gesamten Region unerreicht. Das neue Jahrtausend brachte für die SPD einen erneuten Umbruch, Bürgermeister Siegfried Betz trat nicht mehr an. Für die SPD ging Thomas Ferstl ins Rennen und schaffte es leider nicht, den Bürgermeistersitz zu verteidigen. 2003 kandidierte Thomas Ferstl nicht mehr zum Ersten Vorsitzenden, sein Nachfolger wurde Dieter Betz. Im Januar 2010 ging eine Ära im Gemeinderat zu Ende, Thomas Ferstl jun. verabschiedete sich nach 25 Jahren aus dem Kommunalparlament. Damit ist seit 1948 zum ersten Mal der Name Ferstl nicht mehr im Gemeinderat vertreten. Bei der Bürgermeisterwahl 2014 wurde Andrea Ernhofer für die nächsten sechs Jahre als Erste Bürgermeisterin gewählt. Der Neubau des Hallenbades und die Vorbereitung der Sanierung des Freibades, große Investitionen in die Trinkwasserversorgung, die Einführung eines Baulandmodelles, der Beschluss des Landkreises ein Sonderpädagogisches Förderzentrum zu bauen sowie die Ausweisung neuer Baugebiete fielen in ihre Amtszeit. "Höhen, aber auch Tiefen hat der Ortsverein in den letzten 75 Jahren erlebt. "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - Einigkeit macht stark" steht auf der Jubiläumsfahne der SPD von 1863. Diesen Worten fühlen wir uns bei unserem Handeln immer noch stark verpflichtet. So will die SPD in Kösching auch in Zukunft agieren", so der Ortsvorsitzende.